120 Die Länder um das Mittelmeer.
länder und weite Hinterländer desselben umfaßte. Im Mittelalter beherrschte
„die ewige Roma" als Sitz des mächtigen Papsttumes „die ganze Christenheit auf
Erden," und die italienischen Küstenstädte Venedig und Genua hatten die Leitung des
ganzen Welthandels an sich gerissen. Für die Jetztzeit ist Italien das Land
klassischer Erinnerungen und „der Kunsttempel Europas." Die
lateinische Sprache ist noch heute die Kirchensprache der katholischen Kirche und
gilt uoch heute als Gelehrtensprache. Das römische Recht hat die Gesetzgebung auch
des deutschen Volkes stark beeinflußt. Italien hat sich von allen Mittelmeerländern
allein die Stellung einer Großmacht unter den heutigen Weltreichen errungen und
zu bewahren gewußt.
c) Das französische Mittelmeergebiet (S. 103), das alte Südgallien, war die
natürliche große Eingangspforte, durch welche die Kultur der Mittelmeerläuder nach
Mitteleuropa kam. An den Küsten Galliens hatten Karthager und Griechen Kolonieen,
und die Römer verbreiteten von hier aus ihre Kultur über ganz Gallien und das
sw. Deutschland. Die alte Stadt Marseille (das alte Massilia) ist heute Frankreichs
größte Seestadt.
6) Die pyrenäische Halbinsel (S. Iii ff.), das alte Jberien, war im Altertum
zunächst ein Zankapfel zwischen den Karthagern und Römern, dann lange Zeit
römische Provinz, bis die Westgoten im Anfange des Mittelalters hier ihr
Reich gründeten. Dann gründeten die Araber hier mehrere Reiche und machten die
Halbinsel zu einem Hauptsitz maurischer Kunst und Wissenschaft. Ein Überrest
maurischer Baukunst ist der zum Teil noch wohlerhaltene Königspalast Alhambra
bei Granäda. — Zur Zeit Karls V. war Spanien das größte Weltreich und die
führende Macht Europas, die sich namentlich auch dem Deutschen Reiche fühlbar
machte. Dann sank es rasch von seiner Höhe, büßte die meisten seiner überseeischen
Besitzungen ein und ist heute eine Macht 2. Ranges.
Druck von August Klöppel in Eisleben.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Karls_V. Karls_V. August
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Genua Italien Europas Italien Mitteleuropa Galliens Gallien Deutschland Marseille Massilia Frankreichs Alhambra Granäda Spanien Europas Eisleben
— 110 —
Die Bevölkerungsdichtig keit des gesamten Gebietes ist sehr
verschieden. Denn während im rheinisch-westfälischen Jiidnstriebezirk
auf 1 qkm oft bis 500, im Becken von Neuwied auf 1 qkm 300, im
Rheintal 150—175 Leute und darüber wohnen, weist die Eifel aus
gleicher Bodensläche nur 30—40, das südöstliche Sauerlaud nur 40—50
Bewohner auf. Im allgemeinen sind die Flußtäler und Industrie-
bezirke dicht, die rauhen Gebirgsslächen dünn bevölkert.
Die Nahrungsquellen entsprechen den natürlichen Verhältnissen
des Landes. Im Verbreitungsgebiete der Kohle und des Eisens, also
in den nördlichen Distrikten, herrscht Bergbau und Industrie vor.
Der Kohleureichtum ist die Grundlage einer ausgedehnten Industrie,
zu der die Eisen- und Galmeilager das Rohmaterial liefern. So sind
Tausende und Abertausende in Hüttenwerken und Fabriken beschäftigt,
sodaß nur etwa 1/7 der Bewohner den Boden als Ackerbauer bestellt.
Im Rheintal und in den Gebirgsnebentälern begünstigt das milde
Klima in reichem Maßstabe Weinbau, Garteubau, Acker-
Wirtschaft und Fremdenverkehr, und die großartigen Handels-
und Berkel)rsbeziehuugen des Rheinlandes beweist das Bahnnetz
mit seinen vielverzweigten Schienensträngen und die lebhafte Rhein-
schiffahrt. Die Hochflächen und obern Berglandschaften endlich nötigen
den Bewohner zu Waldwirtschaft, Viehzucht und Ackerbau.
In politischer Hinsicht haben die mittelrheinischen Gebiete von jeher
eine große Rolle gespielt. Schon im Altertum durch die Römer kultiviert,
blieben sie das ganze Mittelalter hindurch das wichtigste Gebiet Deutschlands,
in welchem von den 7 Kurfürsten vier ihre Herrschast hatten: die Erzbischöse
von Trier, Köln und Mainz und der Psalzgraf. Die deutschen Kaiser
selber wurden in Aachen, später in Frankfurt gekrönt und in Speier
begraben. Ist nun auch der Schwerpunkt des neuen Deutschen Reichs mehr
nach Osten gerückt und die Kaiserstadt Berlin der Hauptsammelplatz politischer,
nationaler und geistiger Krast geworden, so zählen die rheinischen Gebiete immer-
hin zu den reichsten und dichtbevölkertsten Gegenden des Reichs, und der
Rhein in seiner Gesamtentwickelung bildet noch immer die längste und natür-
lichste Verkehrsstraße Mitteleuropas in nord-südlicher Richtung.
Freilich ist für die reichen Rheingaue die französische Nachbarschaft gar
gefährlich, und oft haben um den Besitz der schönen Stromgegenden erbitterte
Kämpfe stattgesunden. Doch ist der Besitz jenes Bodens mit deutschem Blute
erkauft und soll uns nie wieder entrissen werden. Das Rheinland bietet in
einer großartigen Natur einen weltgeschichtlichen Boden, und es ist daher kein
Wunder, daß der Deutsche mit allen Fasern seines Herzens an diesem Lande
hängt. „In der Tat ist uns", führt Kutzen aus. „der Rhein ein Heiliger-
Strom. Was dem Inder der Ganges, das ist dem Deutschen der Rhein. Seine
User sind die wahre Heimat der Deutschen, der ehrwürdige Herd aller deutschen
Kultur. Religion, Recht, Kunst und Sitte haben von ihm aus über die Gaue
unseres Vaterlandes Verbreitung gesunden".
„Das ist der heil'ge Rhein,
Ein Herrscher, reich begabt,
Des Name schon, wie Wein
Die treue Seele labt.
Es regen sich in allen Herzen
Viel vaterländ'sche Lust und Schmerzen,
Wenn man das deutsche Lied beginnt
Vom Rhein, dem hohen Felsenkind".
(Max v. Schenkendors),.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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— 123 —
des ausgedehnten Volksstammes der Tbüringer, sondern es bildet anck in
seiner Overflächengestalt ein ziemlich einheitliches Gebiet in der mitteldeutschen
Gebirgsschwelle. In diesem Umfange begrenzt, umfaßt Thüringen ein Boden-
gebiet von etwa 22000 qkm, während die thüringischen Staaten zusammen
nur 12 300 qkm einnehmen.
In landschaftlicher Hinsicht gliedert sich Thüringen in den Gebirgs-
zug des Thüringerwaldes und in das hügelreiche Thüringer Flachland.
a) Der Thüringerwald.
1. Das Land. Vom Fichtelgebirge in nordwestlicher Richtung
verläuft die Masse des Thüringerwaldes bis zum Werraknie als
ein mächtiger Gebirgsisthmns, fast durchweg von Wäldern bestanden.
Sein Gesamtgebiet nimmt wohl einen Flächenraum von 4400 qkm
ein. Der sö. breite, gipfelarme Teil des Gebirges wird Franken-
wald genannt und bildet ein mit Nadelwald bestandenes Plateau,
das von steilen, oft merkwürdig gewundenen Tälern mit scharfen
Talkämmen und halbinselartigen Vorsprüngen durchschnitten wird.
Tie zahlreichen Flüßchen gehen teils zur Saale, teils zum Main.
Das dunkelfarbige Schiefergestein des Gebirges wird in großen Schieferbrüchen
abgebaut und zu Dachsteinen, Schiefertafeln und Wetzsteinen verarbeitet. Über
den flachen Rücken des Frankenwaldes führen seit altersher Verkehrsstraßen,
die Nord und Süd miteinander verbinden. Von besonderer Bedeutung ist die
Schnellzugverbindung von Nürnberg über Probstzella, Saalfeld und Halle nach
Berlin. Daß der Frankenwald in feiner Eigenart als leicht passierbare Ein-
schnürung der mitteldeutschen Gebirgsschwelle auch eine hohe militärische Be-
deutung besitzt, hat u. a. besonders der Krieg 1806 dargetan.
Der eigentliche Thüringerwald nimmt den größern nord-
westlichen Teil des ganzen Gebirgszuges ein. In seinem sö. Drittel
zeigt er auch die Neigung zur Bildung breiter Rücken. Seiner Haupt-
Masse nach entwickelt er sich indes immer mehr als echtes Kammgebirge.
Alifangs etwa 30 km breit, verjüngt sich sein Querdurchschnitt all-
gemach bis auf die Hälfte dieser Ausdehnung. Aus der deutlichen
(durchschnittlich 750 m hohen) Kammlinie mit eingesenkten Pässen und
angegliederten Seitenkämmen treten zahlreiche Gipfel hervor, darunter
als höchster der Beerberg (985 in), der Schneekopf (980 m)
mit Aussichtsturm und der Jnselsberg (915 m). Der letztere ist
unstreitig der schönste Gipjel des ganzen Waldes. Mit der wirkuugsvollen
relativen Erhebung von 200 m, mit seiner nackten, nach den meisten Seiten
zu schroff abstürzenden Porphyrfelsenkuppe ragt er wie eine. Insel über die
nächste Umgebung empor.
In der Kammhöhe des Gebirges verläuft von der Saale bis zur Werra,
doch im Frankenwalde undeutlich in seiner Entwickelung, der Rennsteg oder
Rainstieg, ein uralter Grenzweg zwischen den Volksstämmen der Thüringer
und Franken, eine uralte „Gau-, Rechts-, Sprach-, Jagd- und bischöfliche
Kirchengrenze", über welche indes sichere schriftliche Kunde nicht über das 14.
Jahrhundert hinaufreicht. Dennoch bilden seit uralter Zeit die beiden Ge-
birgsseiten einen Natur- und Völkergegensatz, einen Gegensatz der Sprache,
des Rechts, der Sitten und Gebräuche der betreffenden Völkerschaften. Noch
heute spricht mau auf der Nordseite des Gebirges vom jenseitigen Gebiet als
„draußen in Franken", während man am Südwestfuße das anderfeitige Ge-
birgsgebiet als „drinnen in Thüringen" bezeichnet. In der Tat ist auch die
Natur beider Gebirgsseiten wesentlich verschieden, was namentlich in den Tal-
bildungen. fast lauter Quertälern, zum Ausdruck kommt. Aus der Nordseite
stnd sie kurz, eng und wild, von den schönsten Porphyrfelsgruppen begleitet,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Thüringerwald Main Nord Nürnberg Saalfeld Berlin Frankenwald Jnselsberg Werra Frankenwalde Thüringen
— 89 —
Iv. Großherzogtum Hessen.
(7 700 qkm, 1 125000 E., 146 auf 1 qkm).
1. Das 1*0110. Das Großherzogtum Hessen gliedert sich in zwei
fast gleichgroße Hälften, von denen das n. Ob er Hessen zu Nord-
deutschend, der s. Teil, Stärkendurg und Rheinhessen, zu
Süddentschlaud gehört. Unter den 11 Exklaven ist das Gebiet von
Wimpfen am wichtigsten.
a) Das s. Hanptland breitet sich fast durchweg südlich vom
untern Main und der Rheinstrecke Mainz-Bingen aus und wird von
preußischen, bayrischen und badischen Greuzläudern umschlossen. Die
größere ö. Provinz Starkenburg umfaßt den größten Teil des Oden- «
waldes mit der herrlichen Bergstraße und die fruchtbare, wohl-
augebaute Rheinebene. —Rheinhessen umfaßt die u. Ausläufer
des Pfälzer Berglandes, das fruchtbare, aber waldarme rhein-
hessische Hügelland und Anteile an der Rheinebene und dem
Rheingau. — Der Hauptfluß des s. Hauptlandes ist der Rheinstrom,
welcher auch die beiden genannten Provinzen voneinander trennt.
Von den Nebenflüssen des Rheins kommen l. Nahe, r. Neckar und
Main in Betracht.
b) Oberhessen wird gauz von der Provinz Hesseu-Nassau ein-
geschlossen und von dem s. Hauptlande durch einen 21/2—15 kmi
breiten preußischen Landstrich getrennt. Es umfaßt den weitaus
größten Teil der Basaltkuppe des Vogelsberges, die fruchtbare
Wetter au und die Ostabhänge des Taunus. — Von den
Flüssen des Rheingebiets durchziehen Lahn und Nidda mit Wetter
das Land, während der No. des Landes zum Wesergebiet gehört.
Hier sammelt die Fulda die Gewässer des Vogelsberges.
2. Die Bewohner. 1. Der Abstammung nach gehört die Be-
völkerung in Oberhessen zum alten Volksstamme der Chatten oder Hessen;
in Starkenburg und in Rheinhessen ist sie rhein fränkisch, aber mit
alamannischen Elementen untermischt, die sich besonders in den s.
Grenzbezirken finden. — Die Volks dichte überschreitet bedeutend
den Reichsdurchschnitt, weicht aber in ihrer Höhe in den einzelnen
Provinzen bedeutend ab. In Rheinhessen ist die dichteste, in Ober-
Hessen dagegen die dünnste Bevölkerung.
Die Religionsverhältnisse weisen ein Überwiegen des
Protestantismus auf. 2/3 der Bevölkerung sind evangelisch, etwa
1/3 katholisch. Die Anzahl der Juden ist ziemlich hoch. Über-
wiegend katholisch ist Rheiuhesseu, namentlich in seinen n. Bezirken;
fast ausschließlich evangelisch Starkenbnrg. — Die geistige Bildung
des Volkes steht auf hoher Stufe. Für höhere Bildung sorgen höhere
Lehranstalten, die Universität Gießen und die technische Hochschule zu
Darmstadt, für die Bildung der breiten Volksschichten 2000 Volks-
schulen, 900 Fortbildungsschulen und eine Reihe von Fachschulen.
Die Bildung wird auch gefördert durch die Museen zu Darmstadt,
Mainz und Worms, sowie durch umfangreiche Bibliotheken.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
— 145 —
Strom anschwillt. Nach dem Durchbruch durch das Elbsandsteingebirge zieht
sie in nordwestlicher Richtung eine breite Stromfurche durch das sächsische
Bergland, tritt dann in das deutsche Tiefland eiu und mündet nach
langem Laufe in die Nordsee.
Die Oder entquillt der Südecke des Gesenkes und tritt durch die
mährische Pforte iu deutsches Gebiet ein. Abgesehen von ihrem
Quellgebiet ist sie ein vollkommener Tieflandstrom, der zunächst im
schleichen Tieflande in nw. Richtung den Sudetenzug begleitet und
dann sich in größtenteils nördlicher Richtung durch Brandenburg und
Pommern zur Ostsee wendet. Vom Sudetenzuge geheu ihr viele Neben-
flüsse zu, so die Oppa vom Gesenke, die Neiße aus dem Glatzer
Gebirgskessel, die Weistritz vom Eulengebirge, die Katzbach vom
Katzbachgebirge, der Bob er, der bedeutendste der Sudetenflüsse, mit
dem Queis vom Riesengebirge und die Lausitz er Neiße vom
Jsergebirge.
2. Die Bewohner.
Die Bevölkerung des Sndetenznges ist fast durchweg deutscher
und zwar oberdeutscher Abstammung, verwandt mit den Bayern und
Österreichern. Ihre Mundart läßt den oberdeutschen Dialekt klar erkennen;
doch hat sie durch Jahrhunderte lange Berührung mit dem Nieder-
deutschen viel von ihrer Härte verloren, und man zählt sie daher gern
der mitteldeutschen Sprachgruppe zu*). Sprichwörtlich ist das freundliche,
gefällige und gesellige Wesen der Schiester; ihre Königstreue haben
sie namentlich in Preußens Unglückszeit bekundet. — Als Bruchteile
sklavischer Völker wohnen im äußersten Nw. Wenden, in einzelnen
Tälern des So. Tschechen. Im österreichischen Gebiet sind die
Nationalitäten gemischt. Bezüglich des Religionsbekenntnisses
herrscht in der Nordwesthälfte des Sndetenznges die evangelische
Konfession vor, in der Grafschaft Glatz und weiter gen So. die
katholische Kirche; im übrigen find die Konfessionsverhältnisse ge-
mischt. — Die Volksdichte ist durchweg bedeutend. Nur wenige
Bezirke des Nw. haben 80 Einwohner auf 1 qkm, vorherrschend wohnen
100—150 auf 1 qkm und im Eulengebirge und im Waldenburger
Gebirge noch erheblich mehr.
Die Hauptnahrungsquellen der Sudetenbewohner sind
Landwirtschaft, Industrie, Bergbau und Fremdenverkehr.
Der Ackerbau blüht besonders in den fruchtbaren Hügel- und Flach-
ländern, welche den Fuß des Gebirges begleiten. Aber an den Gebirgs-
abhängen gestattet die Sommerwärme den Getreidebau noch bis 600 in
empor. Getreidebau, ferner Flachsbau und Viehzucht sind die Haupt-
zweige des landwirtschaftlichen Betriebes.
Daneben ist aber auch die Industrie, namentlich die Leinen-
Weberei und allerlei Gebirgsindustrie sehr entwickelt. Die
schlesische Leinwand hat Weltruf. Sie nimmt in Schlesien den
ersten Rang in der Textilindustrie ein und hat die ehemals blühende
*) Vergl. die Schriften von Holtei im schleichen Dialekt.
Tromnau, Lehrbuch der Schulgeogravhie Ii.*** 10
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
— 151 —
Anfang November -die eilten Droste zu verzeichnen. Daher erwacht die Vegetation
ichon sehr früh. Freilich sind die mit starker Bewölkung verbundenen niedrigen
Sommertemperaturen und die reichen Niederschläge in der Erntezeit sehr störend
für den landwirtschaftlichen Betrieb. Kartoffeln, Rüben und Obst gedeihen sehr
schlecht, und die Bestellung des Wint-ergetreides scheitert vielfach an dem Nieder-
schlagsmaximum im Herbste. Die starken Westwinde stellen sich sogar Ausforstungs-
versuchen hindernd in den Weg, da der Baumwuchs leicht verkrüppelt. Ungewöhn-
lich günstig liegen die Verhältnisse nur für die Viehzucht, die daher auf Grund
des Wiesen- und Weidenreichtums die bedeutendste Rolle spielt (besonders Pferde-
und Rinderzucht). Beim Binnenland des westdeutschen Tieflandes schwächen
sich die ungünstigen Einflüsse der klimatischen Verhältnisse des Küstengebietes ab.
Die westlichen Luftströmungen haben ungehindert Zutritt, wogegen der abkühlende
Einfluß des Meeres wegen der großen Entfernung gemildert wird. Der
Getreidebau erstreckt sich daher über große Flächen (bis 2/8 der landwirtschaftlich
benutzten Fläche). Die Länge der Vegetationszeit erlaubt Feldarbeiten bis in
den Winter hinein und ermöglicht den Stoppelfruchtbau. Die Lagen im Regen-
schatten des Harzes erhöhen die Sommerwärme und vermindern den Nieder-
schlag besonders im Herbst und sind daher sehr für Anpflanzung von Handels-
Gewächsen geeignet (die Handelsgärtnerei von Quedlinburg).
5. Die Bewohner sind im westdeutschen Tieflande echte ungemischte
Germanen und zwar Niederdeutsche. An der Meeresküste und aus
den Inseln wohnt der Volksstainm der Friesen, arbeitsame, wetterfeste,
sreiheitsliebende Gestalten. Im Binnenlande bis gegen den Rhein hin
wohnen die Niedersachsen, zu denen auch die Westfalen gehören.
Das niederrheinische Tiefland ist von Rh ein franken bewohnt, die
aber auch niederdeutsch reden. Vorherrschend ist im ganzen Tieflande
die niedersächsische und westfälische Mundart, während das Friesische fast
ganz erloschen ist. Niederdeutsche sind die Dänen in Nordschleswig
und die Wallouen im w. Teil des Regierungsbezirks Aachen. —
Etwas anders liegen die Verhältnisse im ostdeutschen Tieflande.
Hier ist die Bevölkerung hinsichtlich ihrer Stammverhältnisse ein Er-
gebnis der politischen Entwicklung des Ostens seit den Zeiten der
Völkerwanderung. Als damals die deutschen Stämme gen W. wanderten,
wurden ihre Wohnsitze von slavischen Völkern eingenommen, die im
allgemeinen bis zur Elbe vordrangen. Seit den Zeiten Heinrichs I.
begann die rückstauende Bewegung der Deutschen gegen Osten hin, und
im Laufe der Jahrhunderte wurden diese deutschen Gebiete fast voll-
ständig wieder germanisiert bis auf einzelne wendische Volksinseln im
Brandenbnrgischen und die überwiegend polnischen Bezirke in Posen und
Westpreußen, teilweise anch im s. Ostpreußen. Selbstverständlich konnte
bei dem Germanisiernngsprozeß eine Mischung mit slavischem Blute
nicht ausbleiben. — Die deutschen Stämme des Ostens sind in weit-
aus überwiegender Zahl Niederdeutsche. Oberdeutsche gibt es im
w. Ostpreußen, während man die Schlesier in Schlesien und in dem
f. Posen zu deu mitteldeutscheu Stämmen zählt.
Als deutsche Grenzstämme im rauhen Osten gegenüber dem an-
dringenden Slaveutum zeichneten sich die Ostdeutschen von jeher durch
markiges, arbeitsames, vaterländisches Wesen aus. Es sind in dieser
Hinsicht besonders zu nennen die kernigen, gesinnungstreuen Ost-
Preußen, die derben, aber biedern Pommern, die humorvollen,
schaffensfreudigen Mecklenburger die gemütsreichen, treuherzigen
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
— 179 —
Verkehrs dankt die Provinz größtenteils deutscher Arbeit und der segens-
reichen Fürsorge der Hohenzollernfürsten.
An dem Polen rühmte man von jeher Liebenswürdigkeit in der
persönlichen Erscheinung, Gastfreiheit, angeborenes Schönheitsgefühl,
leichte und schnelle Auffassungsgabe. Rasch und lebhaft ist sein Em-
pftnden, glühend seine Liebe für seine Religion, sein Volkstum und
seine Muttersprache. Der polnische Arbeiter ist geschickt und anstellig,
genügsam und willig, auch ein guter Soldat. Leider ist er auch ein
Liebhaber des Branntweins, der in den vielen Brennereien im Lande
selbst bereitet wird. Eine eigentümliche Erscheinung im Wirtschaftsleben
der Landbevölkerung in Posen und Westpreußen ist die sogenannte
„Sachsengängerei". Tausende von polnischen Landarbeitern ziehen im
Frühjahr nach den Rübenländern und Industriegebieten des Westens,
aber nur Hunderte kehren zu Beginn des Winters mit ihrem ersparten
Verdienst wieder heim. In und um Berlin, in der Gegend von
Magdeburg, Halberstadt, Eisleben und andern Gebieten der Provinz
Sachsen, ferner um Leipzig und in den westfälischen Jndustriebezirken
gibt es viele Polenkolonien. In den größten derselben findet polnisch-
katholischer Gottesdienst statt, und es erscheinen auch polnische Zeitungen.
Durch diese Wanderzüge erwächst der Landwirtschaft des Ostens großer
Schaden. — Dem polnischen Adel wirft man bei Anerkennung aller
oben genanuteu guten Eigenschaften Leichtlebigkeit und Vernachlässigung
seiner wirtschaftlichen Verhältnisse vor. Die ,,polnische Wirtschaft" ist
beim Deutschen sprichwörtlich geworden. Durch leichtsinnige Ver-
schwendung sind viele ehemals reiche polnische Adelsfamilien bettelarm
geworden. Mit Ausnahme einiger Bezirke im Südosten der Provinz
Posen sind fast alle Polen katholisch. Die einflußreiche polnische
Geistlichkeit vertritt sehr eifrig die Sache der Religion und des
polnischen Volkstums.
Landwirtschaft mit landwirtschaftlicher Industrie ist
die Hauptnahrungsquelle der Bevölkerung. In den Städten haben
Gewerbfleiß und Handel ihre Heimstätte. Letzterer ist größtenteils
Zwischenhandel zwischen Rußland und den Binnenländern Deutschlands
und wird durch ein verhältnismäßig dichtes Bahn netz, die Wasser-
straßen der Warthe und Netze und durch den 30 km langen Brom-
berger Kanal gefördert. Dieser wurde 1772/73 von Friedrich dem
Großen erbaut, hat im ganzen 10 Schleusenwerke (8 zur Brahetreppe, 2 zur
Netzetreppe gehörig) und wird bei der höchsten Teilstrecke durch den Speisekanal
aus der obern Netze mit Wasser versehen. Er dient vorzugsweise der Holz-
flößerei und dem Getreidehandel. Der Bergbau liefert Salz (Jnow-
razlaw) und Brannkohlen.
3. Ortskunde.
Posen (117 Tsd. E.), Hst. der Provinz, in der Mitte derselben
an der Warthe gelegen, starke Festung, welche die große ostwestliche
Verkehrsstraße nach Berlin deckt, gehört zu den ältesten Städten des
Posener Landes, war lange Zeit Herrschersitz der großpolnischen Herzöge
und bereits im Mittelalter eine bedeutende Handelsstadt mit mancherlei
12*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_dem
Großen Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Polen Posen Berlin Magdeburg Halberstadt Eisleben Leipzig Posen Deutschlands Berlin
— 205 —
linb Weser, Marsch und Geest besonders seit 1870 einen bedeutenden
Aufschwung genommen. Von besonderer Bedeutung sind namentlich
die Pferdemärkte. — Delmenhorst, ehemals Residenz einer Nebenlinie
der Grafen von Oldenburg, ö. von Bremen gelegen, Industriestadt (Zigarren,
Korkschneiderei, Jute- und Linoleumfabrikation).
Z. Die Tieflandsbuchten von Münster und (Löln.
Die niederrheinische Tiefebene dringt mit zwei Tieflandsbuchten
tief ius Gebiet der niederrheinischen und westfälischen Gebirge ein. Es
find dies die Tieslaudsbnchten von Münster und Cöln. Flach gewölbte,
zerstreut liegende Hügelkuppen scheiden die Buchten von den friesischen
Ebenen. Im Unterschiede von den großen Moorgebieten sind sie von
Bodenwellen durchsetzt und weisen wesentlich höhere Fruchtbarkeit auf
als die vorhin behandelten Moor- und Heidestreckeu.
a) Die Kreidellucht vou Munster, so bezeichnet, weil ihr Unter-
gruud der Kreideformation angehört, breitet sich zwischen dem Tento-
burger Walde und dem westfälischen Flügel des rheinischen Schiefer-
gebirges ans. Die Basis des im allgemeinen dreieckigen Tieflandbusens
ruht auf den niederländischen und friesischen Ebenen und mißt etwa
100 km. Eine schmale Erhebung in der Mitte des Landes hinderte
die Entstehung einer Zentralflnßrinne und begünstigte die Entwickelung
von zwei größeren Flüssen, von denen sich die Ems nach N. zum
Meer, die Lippe w. zum Rhein wendet. Der neue Dortmund-
Emskanal verbindet die Emshäfen mit dem Ruhrgebiet. — Die
Fruchtbarkeit der Tieflaudsbucht nimmt von N. nach S. zu. An der
holländischen Grenze finden sich sandige Heiden und Sumpf- und Moor-
flächen, die im Wechsel mit spärlichem Tannengehölz und Buschwerk
den Eindruck der Dürftigkeit mache». Einen erfreulichen Gegensatz
hierzu bildeu die fruchtbaren Striche des Münsterlandes mit ihren Herr-
lichen Eichenwäldern, deren mächtige, riesige Stämme oft bis in die
Kronen von Efeu umrankt sind. Sehr fruchtbar ist ferner der Tief-
landsstrich am Fuße des Gebirges vou Paderborn bis gegen Duisburg
hin, der H e l l w e g mit der S o e st e r Börde.
Die Bewohner gehören dem niedersächsischen Volks-
stamme an, dessen Wohnsitze ö. bis gegen die Elbe, n. bis zum
Küstensaum der Friesen und bis zur Eider hin liegen. Während aber
die Namen der östlichen Völker des niedersächsischen Stammes, der Ost-
feilen und En gern, nur der Geschichte angehören und ihre Eigenart
innerhalb des großen Stammes eingebüßt haben, hat sich Name und
Wesen der Westfalen über die Grenzen des Tieflandbusens von
Münster hinaus bis zur untern Ems und Hase und s. bis zur Sieg
erhalten. Der westfälische Menschenschlag hat in seinem Wesen viel llrgerma-
nisches bewahrt. Nicht selten wird man durch die großen Gestalten mit dem
strengen Blick des dunkelblauen Auges und dem rötlichblonden Haar an die
Schilderungen des Tacitus erinnert. Widerstand gegen das Fremdartige, An-
hänglichkeit an das „gute Alte" und die patriarchalischen Sitten, eifersüchtige
Wahrung der Rechte, selbst wenn sie lästig werden, sind hervorragende Eigen-
fchaften des Westfalen.
Der Bauer ist das^ Grundelement der Bevölkerung. Wie der Edelmann
auf seinem Stammschloß, so sitzt er auf seinem Bauerngute, das bereits eine
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Vorwort zur ersten Auflage.
„Das Deutsche Reich" umfaßt die Iit. Abteilung meiner Schul-
geographie „Länderkunde" und damit den Schlußteil meines „Lehr-
buchs der Schulgeographie." In erster Linie ist auch diese Schrift
für den Handgebrauch des Lehrers und als Hilfsbuch für den Unter-
richt an Seminaranstalten (insonderheit auch an Lehrerinnenseminaren)
bestimmt und für die unmittelbare Vorbereitung auf den Unterricht
berechnet. Um zum Studium der Quellenwerke erdkundlicher Litteratur
anzuregen, werden die Verfasser derartiger Meisterwerke öfters selbst-
redend im Text mit aufgeführt, ferner auf solche Stoffe deutscher
Litteratur verwiesen, die geeignet sind, das Bild von Land und
Leuten der einzelnen Gegenden unseres Vaterlandes näher zu beleuchten
und die Erkenntnis davon zu vertiefen.
Die äußere Stoffanordnung folgt im ganzen dem Lehrgange im
Zweiten Teil meiner „Schulgeographie," wobei indes eine weitere
Zerlegung größerer Landschaften, die in einem Schulbuche mehr
zusammenfassend behandelt werden müssen, in kleinere Lehrein-
heilen geboten schien. Dies zeigt insonderheit auch die Dar-
stellung des deutschen Tieflandes. Da ich die bedeutendsten Gegenden
unseres deutschen Vaterlandes persönlich kennen gelernt habe,
konnte ich meine Darlegung in vielen Fällen auf eigene Be-
obachtuug und Erfahrung gründen. Andererseits haben mir neben
den einschlägigen größeren Werken (Kutzen, Daniel Volz, Penck,
Heiderich, Richter) auch die zahlreichen Landeskunden über einzelne
Länder Deutschlands (z. B. Schlesien von Partsch, Bayern von
Stauber, Thüringen von Regel, Hessen-Nassau von Gild u. a. m.)
große Dienste geleistet.
Die Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen geogra-
phischen Erscheinungen mit ihrem „Warum und Weil," der ursächliche
Zusammenhang von Natur und Kultur der einzelnen Erd-
räume ist besonders in der Darstellung berücksichtigt und die Kultur-
Entwicklung des deutschen Volkes mit Rücksicht auf die Einwirkung
der heimatlichen Scholle überall da beachtet worden, wo dieses
mit Sicherheit nachweisbar ist. Den Äußerungen des deutschen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
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Unzählige Erinnerungen umweben seine Züge, in denen fast nichts Unorganisches
mehr ist; jeder Berg, jeder Fels spricht zu uns und hat aus vergangenen
Zeiten zu erzählen." (Ratzel.)
4. Deutschlands Lage in Mitteleuropa. Ostlich von dem in Klima
und organischem Leben sich kenntlich machenden Osteuropa und nördlich von
dem subtropischen Passatausläufergebiet der mittelmeerischen Region liegt eine
Landschaft in Europa, die, von der letzteren durch scharfe Gebirgsschranken ab-
getrennt, vom Atlantischen Ocean bis zum Schwarzen Meere, von den Mpen
bis zur Nord- und Ostsee hin, in Hoch- und Mittelgebirgen, in weiten Ties-
ländern, in großen Strömen, in übereinstimmenden klimatischen Zügen und in
einem gleichgearteten Pflanzenteppich von Wäldern, Wiesen, Heiden und Moor-
flächen' einen gemeinschaftlichen Eharakterzug in alle diejenigen Länder bringt,
die diesem Gebiete angehören. Deutschland liegt auf der Osthälfte dieses Mittel-
europas im weitesten Sinne. Da nun dessen Grenze gegenüber Osteuropa viel
weniger scharf ist als dem mittelmeerischen Europa gegenüber, so wird diese
östliche Grenzlosigkeit für unser Land unter den Eigenschaften Mitteleuropa die
allerwichtigste, erklärt sie doch die verschiedenfachen deutsch-russischen Beziehungen
mit ihrem Ausblick auf die zukünftigen deutsch-asiatischen.
Läßt man von diesem Mitteleuropa im weiteren Sinne die äußersten Grenz-
länder beiseite, so gewinnt man ein Gebiet, dem außer-dem deutschen Staats-
körper noch Belgien, die Niederlande, Luxemburg, die Schweiz, Österreich ohne
Dalmatien und Galizien angehören und das man als Mitteleuropa im engeren
Sinne bezeichnen kann. Deutschland ist darin die Vormacht, da das Areal der
übrigen darin nur 3/5 seiner Fläche ausmacht. „Eine engere, nicht bloß
geographische Gemeinschaft verbindet hier natürlich, ethnisch, geschichtlich und
wirtschaftlich näher verwandte Glieder. Das kann man das Europa der Süd-
germanen oder Deutschland und seine Nachbarländer nennen."
5. Deutschlands Lage zu den europäischen Äölkergebieten. Eine
Teilung Europas durch den 17. Meridian und den 51. Parallel bis zu dessen
Schnittpunkte mit jenem zerlegt unsern Erdteil in die drei Völkergebiete der
Slaven im O., der Romanen im Sw. und der Germanen im Nw. Deutsch-
land bildet durch seine Lage einen vorgeschobenen Posten gegen das Slaventum,
das in zwei bedeutungsvollen Armen, in dem polnischen Bogen im O. und in
dem tschechischen Keil im So. gegen das Deutschtum vorgreift. Diese Tatsache
erklärt die ununterbrochen stattfindenden ethnischen Veränderungen der germanischen
Volksmasse an seiner Ostseite; nirgends trägt diese daher so sehr die Spuren
der Zumischung fremden Blutes als gerade hier. Der germanisch reine Typus
ist daher nur in Westdeutschlands zu finden. — Diese vorgeschobene Lage Deutsch-
lands gegen das Slaventum hat Nach- und Vorteile. Die Gefahr einer Überflutung
durch slavifche Elemente ist im O. groß; auf der anderen Seite liegt in der
ununterbrochenen ^östlichen Verjüngung des deutschen Volkes die Tatsache be-
gründet, daß der Schwerpunkt Deutschlands allmählich in west-östlicher Richtung
verrückt worden ist; bezeichnenderweise liegt die Reichshauptstadt im ostelbischen
Koloniallande, das ehemals slavische Bevölkerung aufwies.
6. Deutschlands centrale Lage. Deutschland „ist das nachbarreichste
Land aus der Erde. 3 Großstaaten, nämlich Rußland, Osterreich - Ungarn und
Frankreich, 3 kleinere Königreiche: Belgien, die Niederlande und Dänemark,
sowie die Bundesrepublik der Schweiz und das Großherzogtum Luxemburg
treten als unmittelbare Landnachbarn an den deutschen Staatskörper heran,
England und Skandinavien sind nur durch schmale Meeresarme von ihm ge-
trennt. — In dieser centralen Lag? unseres Landes liegen Momente der Schwäche,
aber auch der Kraft. In einem centralen Lande strömen von allen Seiten fremde
Einflüsse zusammen; Handel und Verkehr erzeugen eine Summe von centripetalen
und centrisugalen Kräften, die den Eifer stärken und die Energie vor Erschlaffung
behüten; centrale Länder halten ihre Bewohner frei von Einseitigkeiten und
geistiger Stagnation, die so häufig in Staaten zu beobachten sind, die eine Rand-
läge aufweisen (Staaten auf der Pyrenäenhalbinsel, die Türkei, in gewissem
Sinne auch England). Infolge seiner centralen Lage ist Deutschland „ein
geistiger Markt, wo Nord und Süd, Ost und West ihre Ideen tauschen, wohin
Anregungen zusannnensließen und von wo Impulse ausströmen." (Ratzel.)
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TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Mitteleuropa Osteuropa Europa Ostsee Deutschland Osteuropa Europa Mitteleuropa Mitteleuropa Belgien Niederlande Luxemburg Dalmatien Galizien Mitteleuropa Deutschland Europa Deutschland Deutschlands Europas O. Westdeutschlands Deutschlands Deutschlands Deutschland Osterreich Frankreich Belgien Niederlande Bundesrepublik Luxemburg England Skandinavien England Deutschland Ost